Über Jörg Ripken und seine einzigartige Holzofenbäckerei kamen die beiden Wattkieker Gudrun Albrecht und Henry Aden zur Konzeptwerkstatt. Und wer die Konzeptwerkstatt kennt, weiß, dass man dort keine laufenden Meter Holz oder kiloweise Edelstahl bekommt, sondern ein ganzheitliches Restaurant-Konzept, das über den Tellerrand hinaus schaut.
Was ist sinnbildlich für das Meer, fragte man sich in Mettingen und fand Fische, Muscheln, Schnecken und Schiffe – die Formensprache des Wattkieker-Konzeptes war geboren.
Aber bevor der Wattkieker zum Restaurant-Flagschiff der Nordseeküste ausgebaut wurde, gab es noch etliche Stürme und Fluten zu überstehen. Sogar ein Orkan wütete über dem Wattkieker. Aber der Reihe nach!
Zuerst einmal war Funkstille. „Wenn Sie eine Linie haben und die anderen nicht, dann gewinnen Sie!“ war von jeher die Überzeugung von Holger Merge, dem kreativen und kaufmännischen Kopf der Konzeptwerkstatt. Er sollte Recht behalten. Die Mettinger bekamen nach dem Entwicklungsauftrag auch den Hauptauftrag zur Ausführung. Es war ihr ganzheitlicher Ansatz und ihre durchgängige Linie, die letztlich überzeugten.
Das Credo der Konzeptwerkstatt („Wir denken in Räumen und nicht in Möbeln oder Küchentechnik“) findet sich auch in Harlesiel. Der Wattkieker ist nicht einfach nur ein Restaurant, sondern bietet Gestaltungsräume gleich für mehrere Gastrokonzepte unter einem Dach:
Vom Eiscafé „Söte Deern“ vorbei am Snack-Imbiss „Jans Lekker-Bud“ und dem Spölhuus „Emily und das Meer“ (gestaltet mit Motiven aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Andrea Reitmeyer) gelangt man in das eigentliche Restaurant, den „Wattkieker“: ausgesuchte Fischgerichte (hier gibt es nur nachhaltig gefangene heimische Fische und keine importierten Modefische aus Übersee) sowie eine exzellente vegetarische und vegane Küche zeichnen den Wattkieker aus. Nachmittags gibt es hier heißen Ostfriesentee und frisch gebackenen Kuchen.
Die „Kapteinsstuuv“ bietet zudem reichlich Platz für Gesellschaften. Und draußen erwartet die Schirmbar „Sturmfrei“ die Wattkieker-Gäste zum Sonnenuntergang.
Auch auf der großen Terrasse entschied man sich für ein Konzept, das jeden gewöhnlichen Sonnenschirm in den Schatten stellt. Dafür flogen die Konzeptwerker und die Wattkieker gemeinsam zur „Hohen Düne“ nach Juist.
Die Schirmbar der „Hohen Düne“ basierte auf der Idee des österreichischen Schlossermeisters Johan Meissl, der das Thema Open-Air im wahrsten Sinne neu überdacht hat, indem er fest installierte Bars mit flexiblen, nach innen einfahrbaren Sonnenschirmen kombinierte. Die Idee funktioniert nicht nur beim „Après Ski“ in den Bergen sondern auch beim „Chill Out“ nach einem Tag am Meer.
Bevor der Wattkieker im Sommer 2014 Eröffnung feiern konnte, musste er sich aber noch als sturmfest und erdverwachsen erweisen.
An der Nordseeküste wechseln nämlich nicht nur die Gezeiten, sondern auch Wind und Wetter. Zudem liegt der Wattkieker im hochflutgefährdeten Gebiet von Harlesiel. Auch die Empfehlung der Konzeptwerkstatt, im Keller Spundwände einzubauen (Hochwasserschotten, die mit Magneten vor den Kellertüren fixiert werden), sollte sich als richtig erweisen: Als der mächtige Orkan Xaver im Dezember an der Nordseeküste wütete, blieb der Wattkieker unversehrt, während um ihn herum „Land unter“ war.
Heute ist der Wattkieker von Gudrun Albrecht und Henry Aden der gastronomische Hot Spot an der Nordseeküste. Ein „Genuss mit Weitblick“ – auf das Weltnaturerbe Wattenmeer. Immer getreu dem alten Wa(h)lspruch: „Smiet Anker und set di dol!“ Die Backwaren im Wattkieker kommen – wie nicht anders zu erwarten – aus Augustfehn, von der Holzofenbäckerei Ripken. Dort wo alles begann: mit einem kleinen Thekenschild der Konzeptwerkstatt.